Veranstaltungsbericht zum Online-Seminar: Deutschlands Engagement in UN-Friedensmissionen

Am 30. Juni warfen die Augsburger Hochschulgruppe für Außen- und Sicherheitspolitik (AHAS) und die BSH-Initiative aus Kassel gemeinsam einen Blick auf das deutsche Peacekeeping Engagement der Vereinten Nationen (VN). Dazu gab Oberstleutnant i.G. Mathias Voß, Referent für Vereinte Nationen im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), eine interessante Einführung in das Themengebiet und beantwortete in der anschließenden Diskussion aufgekommene Fragen.

Beteiligung der Bundeswehr an UN-Peacekeeping-Missionen

Oberstleutnant i.G. Mathias Voß, Referenten für Vereinte Nationen im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), im Gespräch mit den Studierenden.

Das Deutsche Einsatzkontingent UNIFIL überwacht im Oktober 2016 das Einlaufen der Fregatte Augsburg in den Hafen von Limassol/Zypern.

Symbol für VN-Einsätze – Patch der Vereinten Nationen bei der Mission MINUSMA.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde deutlich, dass das deutsche Engagement in VN-Friedensmissionen als wichtiger Bestandteil der deutschen Außen- und Friedenspolitik anzusehen ist. Aktuell beteiligt sich die Bundesrepublik Deutschland personell an drei Peacekeeping-Missionen (Libanon, Mali und Südsudan) sowie fünf besonderen politischen Missionen (Somalia, Kosovo, Westsahara, Yemen und Sudan). Neben Soldaten und Soldatinnen befinden sich dort insbesondere auch Zivilpersonal und Polizisten im Einsatz.

 

Entgegen den Erwartungen startete Oberstleutnant Voß seinen Vortrag über die deutschen Einsatzgebiete nicht mit der größten Peacekeeping-Mission in Mali (MINUSMA), sondern begann zunächst mit dem deutschen Engagement im Yemen (UNMHA), das mit nur einem deutschen Militärbeobachter die kleinste deutsche VN-Mission darstellt. Die UNMHA ist eine reine Beobachtermissionen, bei der es um die Überwachung der Waffenruhe im Gouvernement Hudaida und die Zusammenarbeit mit den örtlichen Sicherheitskräften geht. Daran anschließend gab Oberstleutnant Voß Einblick in das deutsche Engagement in der Westsahara (MINURSO), wo Deutschland mit bis zu vier Militärbeobachtern zur Mission der Vereinten Nationen beiträgt. Im Rahmen der MINURSO wird der Waffenstillstand zwischen Marokko und der Frente Polisario, einer militärischen und politischen Organisation in der Westsahara, überwacht und Vorbereitungen für ein Referendum über den Status der Westsahara getroffen. Neben diesen kleineren Missionen wurde unter anderem auch über die Peacekeeping Missionen im Libanon (UNIFIL) und in Mali (MINUSMA) gesprochen, in denen die Bundesrepublik Deutschland mit einem deutlich personalstärkeren Einsatzkontingent die Friedensbemühungen unterstützt. Im Rahmen des UNIFIL-Einsatzes ist ein deutsches Ausbildungskommando an Bord einer deutschen Korvette im Einsatz. Außerdem hat Deutschland die Führung des Marineverbands (Maritime Task Force) zu Beginn des Jahres 2021 übernommen, mit der die libanesische Regierung unterstützt wird, die Seegrenzen zu sichern und den Waffenschmuggel über See zu verhindern.

 

Zum Abschluss des Vortrages kam Oberstleutnant Voß auf die Mission MINUSMA in Mali zu sprechen. Im Jahr 2016 beschloss der Deutsche Bundestag zum ersten Mal eine Erweiterung der deutschen Beteiligung. Mit der Beendigung des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan ist MINUSMA zur größten deutschen Beteiligung der Bundeswehr geworden, bei dem das deutsche Mandat den Einsatz von bis zu 1100 Soldatinnen und Soldaten vorsieht. Das Ziel der Mission ist die Sicherung des Friedens, um für Stabilität in Mali und der Sahel Region zu sorgen. Dafür wird die Einhaltung der Waffenruhe und die Umsetzung des Abkommens für Frieden und Aussöhnung überwacht und unterstützt.

 

Zuletzt beantwortete Oberstleutnant Voß Fragen zur Stabilität in Mali, zu einer persönlichen Einschätzung einer möglichen Erweiterung der VN-Mission in Afghanistan und ob eine deutsche Beteiligung an einer solchen Mission vorstellbar wäre. Zudem ging er auf eine Nachfrage zur deutschen Ausbildung von Offizieren zum VN-Offizier ein.

 

Wir danken Oberstleutnant i.G. Mathias Voß für die spannenden Einblicke und freuen uns über das sicherheitspolitische Interesse der Teilnehmenden.